Im Arbeitspaket TRUST geht es um Vertrauen. Vertrauen ist für das Zusammenleben von Menschen unerlässlich. Auch für Verfahren wie die Suche und Auswahl eines geeigneten Standortes für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle ist Vertrauen zwischen den beteiligten Akteur*innen1 unbedingt nötig; dazu gehört auch die Öffentlichkeit. Insbesondere beschäftigt sich das Arbeitspaket TRUST mit dem Vertrauen, das Laien in das Verfahren, in Behörden sowie in die Wissenschaft haben. Wie kann man Vertrauen gewinnen, wie entwickelt es sich über die Zeit und welches sind Faktoren, die Vertrauen schaffen?
Der Ansatz, mit dem TRUST arbeitet, ist transdisziplinär. Was bedeutet das? Transdisziplinär heißt, dass es nicht nur einen Austausch zwischen verschiedenen Wissenschaftszweigen wie z.B. Psychologie, Geologie, Strahlenschutz etc. gibt, sondern dass wir über den akademisch-wissenschaftlichen Tellerrand schauen und interessierte Bürger*innen sowie weitere außerakademische Akteure aktiv in den Forschungsprozess einbeziehen. Dies geschieht in TRUST in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Bevölkerung (AGBe), die ein integraler Bestandteil des Arbeitspaketes ist. Dieser Gruppe gehören Männer und Frauen mit verschiedenen Erwerbsbiografien aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands an. Sie begleiten uns im Forschungsprozess, bringen ihr spezifisches Verständnis und Wissen über das Thema ein, geben kritischen Input und hinterfragen unsere Ansätze und Verfahren. Zugleich lernen sie die wissenschaftliche Forschung durch diesen Einblick besser kennen und können so die Arbeit der Forschenden besser verstehen. So können wir voneinander lernen und befähigt werden, andere Blickwinkel einzunehmen.
Zurzeit läuft ein neues Verfahren, das in Deutschland zu einem Endlager für hochradioaktive Abfälle führen soll. Einer der Punkte, der immer wieder diskutiert wird, ist z. B. die Frage der Rückholbarkeit: So ist die Rückholung eingelagerter Abfälle im Falle einer ungünstigen Entwicklung des Lagers während der Einlagerungsphase vorgesehen. Allerdings müssen schon jetzt Überwachungsstrategien (z.B. Nahfeld-Monitoring), Entscheidungswege und Verantwortlichkeiten geklärt werden, damit eine Rückholung auch praktikabel und sicher vorgenommen werden kann. Hier stellen sich Fragen, die unter Beteiligung von Vertreter*innen der Öffentlichkeit bearbeitet werden:
- Was bedeutet eine Rückholung der Abfälle für die Sicherheit der allgemeinen Bevölkerung?
- Als wie vertrauenswürdig werden Messdaten und aufsichtführende Akteur*innen angesehen?
- Wie spielen technik- und zeitbedingte Unsicherheiten und Ungewissheiten und Vertrauen in die nukleare Entsorgung zusammen?Und wie werden diese Unsicherheiten wahrgenommen, wie wirkt sich diese Wahrnehmung auf das Vertrauen aus?
In TAP TRUST verbinden wir somit ingenieurtechnische, naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Disziplinen und Forschende mit Akteur*innen aus der Bevölkerung und schaffen mit weiteren Beteiligten auf dem Gebiet der nuklearen Entsorgung eine transdisziplinäre Plattform. Diese Gruppen können sich auf dieser Plattform austauschen und Lösungen für spezielle Probleme diskutieren und erkunden.
Ein Beispiel der Arbeit von TRUST an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist die Umweltüberwachung. Gemeinsam werden Forschende und Bürger*innen ein Programm ausarbeiten, wie zukünftig von einem Endlager betroffene Bürger*innen selbst an Maßnahmen zur Umweltüberwachung beteiligt werden können. Wir wollen besser verstehen, wie die verschiedenen Akteur*innen zusammenwirken und miteinander umgehen. So können wir Wege aufzeigen, unter welchen Bedingungen Vertrauen wachsen und beibehalten werden kann. Das heißt, dass wir auch die gemeinsame Arbeit von Forschenden und Bürger*innen reflektieren. Dies erfolgt in einem eigenen Arbeitspaket Transdisziplinaritätsforschung.
1 Das "Gendersternchen" macht im Folgenden als Platzhalter-Zeichen sichtbar, dass Menschen aller Geschlechter gleichermaßen adressiert sind; es sei denn, eine Formulierung bezieht sich explizit auf ein bestimmtes Geschlecht.