ENTRIA Summer School "Radiation Exposure and Disposal Options for Nuclear Waste"
Vom 05. bis 16. August fand im Physikzentrum der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Bad Honnef unter Leitung von Prof. Werner Rühm (HMGU, München) und Prof. Clemens Walther (Universität Hannover) die ENTRIA Sommerschule „Radiation exposure and disposal options for nuclear waste“ mit knapp 60 Teilnehmern aus 12 Ländern statt. 30 Dozenten berichteten über Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Umgang und der Entsorgung radioaktiver Abfälle.
Nach einführenden Vorträgen zu Grundlagen der Radioaktivität, Dosimetrie und physikalischen Strahlenwirkungen kamen Experten zu Wort aus den Bereichen
- Verwendung von Radionukliden in der Medizin (Prof. Rösch, JoGU Mainz, Dr. Kodejova, TU München)
- Entstehung radioaktiver Abfälle in medizinischen Anlagen (Prof. Fischer, Uni Bremen), und
- Bestimmung von Inkorporationsdosen (Dr. Froning, FZ Jülich).
Es folgten Vorträge zu
- biologischen Effekten von ionisierender Strahlung (Prof. Wojcik, Stockholm) und
- Risiken kleiner Strahlendosen (Dr. Simon (NCI, USA), Prof. Atkinson (HMGU, München), sowie zu
- geologischen und Biosphärenmodelle (Prof. Valentin, ehem. ICRP).
- Der Transfer von Radionukliden in Pflanzen und Effekte auf Tiere wurden von Prof. Howard (Lancaster, UK) und Prof. Woloschak (Northweastern Univ., USA) beleuchtet.
Nach einem Vortrag von Dr. Reed (Los Alamos, USA) zu Endlageroptionen im allgemeinen und zum derzeitigen Stand in der Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) in Carlsbad, NM, folgte ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Veranstaltung mit Vorträgen zu den von ENTRIA nicht betrachteten Optionen der Endlagerung.
Prof. Schilling (KIT) stellte mögliche Vorteile der Verbringung in tiefe Bohrlöcher zur Diskussion.
Reduzierung der Abfallvolumina durch Partitioning und Transmutation wurden von Dr. Modolo, FZJ, und Dr. Tromm, KIT vorgestellt und im Rahmen der derzeitigen politischen und rechtlichen Situation in Deutschland und Europa beleuchtet.
Mit dem Thema Zwischenlagerung befasste sich Dr. Spykman vom TÜV Nord, mit wichtigen Erkenntnissen z.B. zur Wasserstoffbildung in Lagerbehältern und daraus folgenden Konsequenzen der Handhabung.
Der Vortrag von Dr. Pitcher vom Fusionsreaktors ITER war äußerst interessant. Dort werden bereits vor Inbetriebnahme des Reaktors detailliert die Entsorgungswege durchdacht und ausgearbeitet bis hin zu Übereinkommen, welche Art des Abfalls nach welchen Abklingzeiten wie verpackt wohin kommen sollen.
Aus dem Kreis der ENTRIA-Mitarbeiter gab es Vorträge von Prof. Röhlig (TU Clausthal) zu Szenarien, Prof. Geckeis (KIT) zu „exotischen Optionen“, Dr. Wolters (TU Clausthal) zu Störungen der geologischen Zonen durch Errichtung eines Endlagers und Franziska Semper (TU Braunschweig) zu Entwicklungen des EU-Rechts im Bereich Atomrecht, Strahlenschutz und nukleare Entsorgung.
Mit den besonderen Herausforderungen bei der Entsorgung nach Unfällen in Russland, der Ukraine und Fukushima beschäftigten sich die Vorträge von Prof. Konoplev (Fukushima Univ) und Prof. Sasaki (Kyoto Univ.). Alle Vortragsfolien können bei mir angefragt werden.
Abgerundet wurde das Programm durch von den Teilnehmern durchgeführte Experimente wie der Bestimmung des Radongehalts im Boden sowie zweier Panel Discussions zu den Themen „Exposure scenarios for various concepts of waste Disposal“ und „The 10µSv concept“, aufbauend auf Vorträgen zu Risiken im Beruf von Dr. Bender (GCC) und im Notfallschutz von Prof. Michel (LUH). Die wichtige Rolle der Partizipation von Bürgern und Stakeholdern wurde zum Schluss von Prof. Bergmans (Univ. Antwerpen) herausgearbeitet.
Ich danke allen Teilnehmern und Rednern für ihre Beiträge, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, die Schule so erfolgreich durchzuführen. Ebenfalls danke ich dem BMBF für die finanzielle Unterstützung im Rahmen der ENTRIA-Förderung.
Hannover, 18. August 2016
Clemens Walther